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Steffen Ebert. Beiträge

Weihnachten

Früher waren wir Weihnachten fast immer in Südtirol. Den Christbaum haben wir auf dem Autodach mitgenommen. Erst die A7 runter bis Nesselwang, dann über Lermoos zum Fernpass und schließlich über Brenner und Reschenpass Richtung Schüttelbrot und Brettlspeck.
Spätestens hinter Heilbronn wurde vorne links dann die erste Reval angemacht und meist kurz vor Ulm hinten rechts zum ersten Mal in die Plastiktüte gekotzt.
Die letzten Kilometer mussten wir Kinder dann oft draußen auf dem Kofferraum sitzen, damit genug Gewicht auf die Hinterachse kam. Der alte Herr steuerte dann ganz lässig den Berg hoch und lachte sich mit heruntergekurbeltem Fenster über die hängengebliebenen Winter-Amateure aus Holland schlapp.
Heute sind wir Weihnachten fast immer zu Hause. Hauptsächlich deshalb, weil die Hälfte von uns Skiurlaub scheiße findet, aber auch, weil wir Weihnachten ja schon immer zuhause gefeiert haben.
So ist das eben mit Traditionen.
Und ich kaufe dann jedes Jahr einen Panettone, vermisse früher und freue mich über heute.

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Erich

Ich habe immer schon Flugzeugen nachgeschaut. Früher als Kind, und heute mache ich das auch noch. Ich kann nicht anders. Das Fliegen hat mich schon immer fasziniert.
Nach meiner ersten Flugstunde mit Erich war mir dann so schlecht, dass ich drei Tage lang nicht geradeaus laufen konnte. Erich sagte dann, dass ich mal ein guter Pilot werden würde, denn wer nach so einem Flug wieder käme – zumal einer mit Höhenangst – dem sei es wirklich ernst.
Ich bin dann tatsächlich immer wieder gekommen – und das geht jetzt schon 12 Jahre so.
Erich hat sich später in den Kopf geschossen. Man hatte ihm gesagt, dass er jetzt zu alt fürs Fliegen sei, es in Eisenach aber ein sehr schönes Altersheim gäbe, in dem er sich sicher wohlfühlen würde.
Ich vermisse Erich.

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Shaban

Shaban kam damals mit seiner Schwester aus dem Kosovo. Beide haben viel gesehen und an keinem von beiden ging das spurlos vorbei. Die Ärzte haben Shaban dann immer mehr Tabletten gegeben, aber die Traurigkeit blieb trotzdem.
Irgendwann hat er seine Liebe zu ausgefallenen Fahrrädern entdeckt. Und zu Bäumen. Mehr als 2.500 Bäume hat er inzwischen gepflanzt – ganz alleine und überall dort, wo ihm welche gefehlt haben.
Und eines Tages ist ihm dann aufgefallen, dass ein Unbekannter diese Bäume regelmäßig und fachmännisch in Form schneidet. Vielleicht hat der ja auch die Schnauze voll von Ärzten und Tabletten.

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Kindergeburtstag

Aleksan saß in der Grundschule irgendwo hinter mir. Als wir in der zweiten oder dritten Klasse bei ihm Kindergeburtstag gefeiert haben, gab es erst Börek und dann einen Zombiefilm auf dem neuen Video-2000-System.
Später handelte Aleksan irgendwann mit komisch riechenden Lederjacken, die er aus dem Kofferraum seines Autos raus zu Freundschaftspreisen anbot.
Aleksans kleine Schwester schaute damals auch mit, nur sein alter Herr las lieber die Hürriyet.

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Wolfgang

Wolfgang schraubt, seit er denken kann. Autos, Motorräder, Flugzeuge – ganz egal. Und fast 50 Jahre lang hat er damit auch sein Geld verdient.
Bei Motorrädern schwört er auf Moto Guzzi und bei Flugzeugen auf seine kunstflugtaugliche Bücker Bestmann, mit der er regelmäßig auf Flugtagen im Dogfight auftritt – beides Klassiker, wie er selbst.
Und dieser neumodische Elektro-Mist, sagt er, käme ihm niemals ins Haus.

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Geduld

Immer wieder der selbe Weg. Apple Health sagt, dass ich muss und die Kamera sagt, dass ich soll. Und irgendwann scheinen sich die Dinge dann plötzlich verändert zu haben. Dann zeigen sich Details, die sich nie zuvor gezeigt haben – obwohl sie schon immer da waren. Als hätten sie in unendlicher Geduld auf den richtigen Moment gewartet.
Ich dachte ja immer, Geduld sei nur was für Idioten – aber vielleicht war ja ich der Idiot.

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Norderney

Markus sagt, wenn man auf Norderney eine Immobilie kaufe, dann tausche man eigentlich nur Geld gegen Backsteine. Und wenn man dann irgendwann die Backsteine wieder gegen Geld tauschen wolle, bekäme man mehr zurück als man investiert habe.
Tauscht man allerdings den selben Betrag Geld hier bei mir gegen Backsteine, man bekäme locker vier Mal so viele wie auf Norderney. Und in Sachsen-Anhalt oder Brandenburg bekäme man wahrscheinlich eine ganze Backsteinbrennerei – samt Tongrube, leerstehendem Konsum, eines biberbraunen Trabis und einer ehemaligen LPG.
Aber Norderney hat halt das Meer und das Meer gewinnt immer.

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Kay

Kay ist Chemiker und Lehrer. Und eine Friedhofsgärtnerei hatte er auch mal. Aber vor allem fotografiert Kay. Mal geparkte italienische Kleinwagen, mal Rheinkilometerschilder, mal das Dorf, in dem er aufgewachsen ist.
Kay sagt immer, zu Bildern gehöre ein Text und ob ein Bild einen Text braucht oder nicht diskutieren wir deshalb regelmäßig. Ich bin nämlich der Ansicht, dass Bilder für sich alleine funktionieren müssen. Und da wir beide grundsätzlich alles besser wissen, beschimpfen wir uns dann irgendwann und die Diskussion ist beendet – bis zum nächsten Mal.

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Holger

Holger lenkt alles, was sich irgendwie bewegen läßt. Motorräder, Lastwagen, Kräne, Boote, fette Ami-Schlitten und Flugzeuge sowieso. Und Holger hält seit über 40 Jahren einen offiziellen Weltrekord.
Am 28. September 1980 gurtete er den Autohändler Jaromir Wagner außen stehend auf der Tragfläche einer zweimotorigen Britten-Norman Islander fest und flog mit ihm so in knapp 50 Stunden nach New York. Bei zeitweise -40°C und nach Zwischenlandungen in Schottland, Island, Grönland und Kanada drehten die beiden schließlich eine Ehrenrunde um die Freiheitsstatue, wo sie fast mit dem Goodyear-Luftschiff kollidiert wären.

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Höhenangst

Ich habe Höhenangst. Ziemlich lustig, wenn man bedenkt, dass ich eine Pilotenlizenz habe. Ist es aber nicht. Für mich jedenfalls. Im Flugzeug ist das interessanterweise auch gar kein Problem. Es ist so, dass ich in geschlossenen Umgebungen ohne Bodenverbindung niemals Angst habe. In geschlossenen Umgebungen mit Bodenverbindung aber schon. Offene Umgebungen mit Bodenverbindung sind aber wieder kein Problem und offene Umgebungen ohne Bodenverbindung sind quasi Dantes Inferno für mich.
Klingt kompliziert? Ist es eigentlich gar nicht: entweder ist alles gut oder ich bin im Arsch.

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